Die EXPO REAL 2025 in München hat vom 6. bis 8. Oktober erneut ihre Rolle als zentrale Plattform der europäischen Immobilienwirtschaft bestätigt. Mit rund 42.000 Teilnehmern aus über 70 Ländern und 1.742 Ausstellern aus 34 Nationen wurde ein leichter Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichnet, begleitet von einem Anstieg des internationalen Besucheranteils um knapp fünf Prozent. Die Messe spiegelte eine Branche wider, die sich nach einer Phase der Unsicherheit wieder stabilisiert und vorsichtig optimistisch in die Zukunft blickt.
Wohnungsmarkt im Fokus: Bezahlbarer Wohnraum als zentrale Herausforderung
Kaum ein Thema prägte die Immobilienmesse EXPO REAL 2025 so stark wie der Wohnungsmarkt. Bezahlbarer Wohnraum stand im Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen, Podiumsdiskussionen und Fachvorträge. Mit dem neuen Forum „Flexible Housing“ und der präsentierten EXPO REAL Wohnstudie wurden konkrete Impulse für innovative Baukonzepte und die Umnutzung bestehender Immobilien gesetzt. Der Besuch von Bundesbauministerin Verena Hubertz unterstrich die politische Relevanz: „Wir müssen Bauen wieder ins Zentrum rücken. Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum – und die EXPO REAL zeigt viele innovative Lösungen, die wir brauchen.“ Auch Eamon Ryan, Vorsitzender des Housing Advisory Board der Europäischen Kommission, betonte die Notwendigkeit, öffentliche und private Finanzmittel zu bündeln, um die europäische Wohnraumkrise zu bewältigen.
EXPO REAL – die Wohnraumsituation in Deutschland
Die EXPO REAL 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie dringlich und komplex die Wohnraumsituation in Deutschland ist. Die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum entwickelt sich laut der Studie „Wohnen im Lebenszyklus“ der EXPO REAL zu einer erheblichen Wachstumsbremse für die deutsche Wirtschaft. Claudia Boymanns, Exhibition Director der EXPO REAL, betont: „Unsere Studie zeigt, dass ausreichend verfügbarer Wohnraum und funktionierende Wohnungsmärkte als Wachstumsfaktoren für die Wirtschaft stark unterschätzt werden. Ohne Wohnraum wird es kein Wachstum geben.“
Matthias Günther vom Pestel-Institut ergänzt: „Der Wohnungsmarkt erstarrt zunehmend und beeinflusst auch den Arbeitsmarkt negativ. Qualifizierte Zuwanderung wird durch massive Wohnraumunterversorgung behindert, die Mobilität sinkt.“
Besonders betroffen sind Haushalte mit niedrigem Einkommen, die kaum noch umziehen können, da die Mieten in Relation zu ihrem Einkommen untragbar sind.
Die Studie unterstreicht, dass derzeit allein in Westdeutschland etwa 1,2 Millionen Wohnungen fehlen. „Es reicht nicht mehr, nur einzelne Segmente zu fördern. Der gesamte Wohnungsbau muss angesichts der Lage stimuliert werden“, so Günther weiter. Dies betrifft sowohl den sozialen Wohnungsbau als auch Projektentwickler und den Eigenheimbau. Ein wesentlicher Hebel könnte sein, dass der Staat seine Refinanzierungsvorteile stärker an den Wohnungsbau weitergibt.
Energetische Sanierung
Zum Thema energetische Sanierung erklärt Günther: „Förderungen, die noch hochwertigere Wohnungen ermöglichen, sind in der aktuellen Situation nicht zielführend. Es sollte egal sein, ob ein Gebäude aus Beton, Stahl oder Holz gebaut wird – Hauptsache, die Wohnungen werden gebaut. Die positive wirtschaftliche Entwicklung hängt davon ab.“ Die Umstellung auf regenerative Wärmequellen, besonders Wärmepumpen, gilt als kosteneffizienter als sehr anspruchsvolle energetische Sanierungen. Die Bestandssanierung müsse fortgeführt, aber mit realistischen Standards erfolgen.
EXPO REAL – Innovation und Transformation: Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Treiber
Der Bereich „Transform & Beyond“ zeigte eindrucksvoll, wie Innovationen die Branche voranbringen. Über 80 Aussteller, darunter mehr als 50 Start-ups, präsentierten Lösungen für Dekarbonisierung, Smart Buildings und datengetriebene Geschäftsmodelle. KI-gestützte Bewertungsverfahren, digitale Parkraummanagement-Systeme und ESG-Compliance-Tools waren dabei zentrale Themen. Die Branche erkennt an, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht nur gesetzliche Vorgaben, sondern entscheidende Wettbewerbsfaktoren sind. Wie Christina Mauer, CEO von einwert, betont: „Die EXPO REAL hat bewiesen, dass sie mehr ist als eine Messe: Sie ist der Puls der Branche“.
EXPO REAL – Konkrete Deals und lösungsorientierter Austausch
Trotz anhaltend hoher Zinsen und Baukosten zeigte sich die Branche auf der EXPO REAL 2025 ergebnisorientiert. Der Austausch war präzise und fokussiert auf konkrete Transaktionen. Investoren und Projektentwickler suchten nicht länger nach Ausreden, sondern nach Lösungen, wie Deals unter den aktuellen Rahmenbedingungen abgeschlossen werden können. Die Messe diente als Katalysator, um den positiven Rückenwind aufzugreifen und viele Projekte noch vor Jahresende über die Ziellinie zu bringen. Die hohe Zahl an Networking-Events und persönlichen Gesprächen unterstrich den Wert direkter Kontakte für die Branche.
Ausblick: EXPO REAL 2026
Die EXPO REAL 2025 hat gezeigt, dass die Immobilienwirtschaft bereit ist, die Herausforderungen der Gegenwart aktiv anzugehen. Die Branche befindet sich auf einem vorsichtig positiven Kurs, geprägt von Aufbruchstimmung, konkreten Lösungen und einer klaren Fokussierung auf Zukunftsthemen. Die nächste EXPO REAL findet vom 5. bis 7. Oktober 2026 in München statt und wird erneut den Puls der Branche fühlen.
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